Das Narrenschiff“ von Sebastian Brant.

Sebastian Brant (1457 – 1521) ist als Vertreter der religiös gefärbten Frührenaissance, Verfasser vieler satirisch-moralisierender Schriften und Begründer der so genannten Narrenliteratur bekannt. In seiner Satire „Narrenschiff“ (1494), wo über Hundert nach Narragonien (das Land der Narren) reisenden Narren vorgeführt werden, verurteilt der Dichter menschliche und gesellschaftliche Unzulänglichkeiten an, vor allem Geldgier, Trinksucht, Ehebruch.. Das Werk wurde zum europäischen Bucherfolg. Im Gegensatz zur Mehrheit der Humanisten schrieb Brant sein Werk in der Muttersprache. Es ist keine gewählte Gelehrtensprache, sondern Alltagsrede. Es gibt viele Sprichwörter und Redewendungen. Nach Brants Meinung rühren alle Laster der Gesellschaft daher, dass die Menschen die Interessen der Allgemeinheit nicht berücksichtigten und ihren Eigennutzüber das Gemeinwohl stellten. Der Dichter empört sich in komischen Episoden darüber, dass die bürgerlichen Lebensideale nichts mehr wert sind. Ist pessimistisch, aber im großen und ganzen ist voller Freude darüber, dass in Deutschland humanistische Weisheit und Wissenschaft Wurzel gefasst haben.


8. Die Dunkelmännerbriefe.

Die „Dunkelmännerbriefe“ (1515 – 1517), die im Resultat des berühmeten Streites des humanistischen Gelehrten Reuchlin mit dem zum Christentum übergegangenen Juden Pfefferkorn entstanden waren, sind in Latein abgefasstes Gemeinschaftswerk des deutschen Humanismus, durch das die scholastische Gelehrsamkeit zum Gespött ganz Europas wurde. Zu den Mitverfassern zählen Ulrich von Hutten und sein Lehrer Cortus Rubeanus, während die Autorschaft anderer Humanisten unbewiesen bleibt. Das ist eine Sammlung von mehr als hundert ausgedachten Briefen europäischer Theologen dar, in denen die Geistlichen als vermeintliche ungewisse Verfasser offenbarten. Ihre Rückständigkeit und Pseudogelehrsamkeit wurden nunmehr geradezu sprichwörtlich. Die Schreibmanier zeichnet sich durch Schärfe und Lebendigkeit, durch den Reichtum an feiner Ironie, und bösem Sarkasmus aus.


9. „Lobrede auf die Torheit“ von Erasmus von Rotterdam.

Der große Gelehrte und Parteigänger sehr gemäßigter bürgerlicher Opposition, der in Zeiten heftigster Auseinandersetzungen im politischen und religiösen Bereich ein ruhiges Leben erstrebte und das christliche Ethos (духовный склад) mit dem Geist der Antike zu vereinigen suchte. Bedeutsam sind sowohl seine wissenschaftlichen als auch künstlerischen Werke. Seine Sammlung antiker Aussprüche und seine textkritische Forschungstätigkeit bei der Herausgabe des «Neuen Testaments» in griechischer Originalfassung waren ein hochgewichtiger Beitrag zur Erweiterung des geistigen Horizonts der Epoche. Unter den zahlreichen Schriften des humanistischen Gelehrten und Schriftstellers ragt seine umfassende, aus zwei Teilen bestehende Satire auf die damaligen Zustände Lobrede auf die Torheit“(1509) hervor. Der Verfasser kritisiert den römischen Papst, den deutschen Kaiser, der an das Wohl seiner Untertanen gar nicht denkt, unehrliche Dichter, Handwerker, Kaufleute, Ärzte u.a. Mit seiner Lobrede auf die Torheitverfolgt Erasmus von Rotterdamm der Narrenliteratur, er knüpft an „Das Narrenschiff“ von Sebastian Brant an, der ihm als Vorbild diente. Dieses humanistische Werk ist eines der lebendigsten Zeugnisse der lateinisch geschriebenen Literatur. Die böse Satire vereinigt sich darin mit Humor und Komik.


10. „Vadiscus oder die römische Dreifaltigkeit“ von Ulrich von Hutten.Ulrich von Hutten (1488—1523) war im Gegensatz zu Erasmus von Rotterdam eine «Kämpfernatur», die offen und entschieden in politische und soziale Auseinandersetzungen jener Zeit eingriff. Seine politischen Positionen waren höchst widersprüchlich. Er war ein leidenschaftlicher Anhänger der Adelsdemokratie und politischer Repräsentant des deutschen Rittertums. Als solcher kämpfte er für die deutsche Reichseinheit und gegen ihre Gegner: katholische Geistlichkeit. Als Dichter liebte Hutten satirische Genres. Unter seinen polemischen Werken sind vor allem seine fünf Reden gegen den Mörder seines Vetters Herzog von Würtemberg, „Das erste Fieber“, «Das zweite Fieber» und „Vadiscus oder die römische Dreifaltigkeit“ zu erwähnen.Seine Gesamtdichtung war eine Satire auf die Feinde eines einheitlichen Deutschland, sie war durch eine zupackende, plastische Sprache gekennzeichnet und dies verschaffte ihr tiefe und bleibende Wirkung. Damit seine Werke für alle Menschen verständlich waren, übersetzte Hutten viele seiner lateinisch geschriebenen Dialoge ins Deutsche, was ihre Wirkung ungemein steigerte.Als Hauptwerk Huttens gilt der satirische Dialog „Vadiscus oder die römische Dreifaltigkeit“ (1521), in dem der Verfasser dem deutschen Leser verrottete Zustände in Rom und moralische Verwilderung der gesamten katholischen Geistlichkeit vor Augen führt. Er zieht unter anderem gegen deren Geldgier, das Streben nach Luxus, denÄmterschacher und Urkundenfälschung zu Felde und schreibt mit Bitternis und Kummer von der nationalen Erniedrigung des deutschen Volkes. Die Voraussetzung für nationale Freiheit erblickt er in der Geschlossenheit der Deutschen.


11. Das Tierepos „Reineke Fuchs“.

Die unzähligen Volksbücher des Renaissancezeitalters gehörten zu den vielgelesenen Unterhaltungsbüchern, deren Hauptziel war, das Lesebedürfnis breiter Schichten der Bevölkerung zu befriedigen. Die Verfasser der meisten Volksbücher sind unbekannt. Ihr Stoff- und Themenkreis ist äußerst vielschichtig, häufig sind das Bearbeitungen mittelalterlicher Ritterepen, Heiligenlegenden, Reisebeschreibungen, Abenteuergeschichten. Aber es gibt auch Volksbücher, die keine vorgeprägten Vorlagen hatten.Zu den hervorragendsten Geschichten dieser Art zählen vor allem «Reinke de Vos», «Till Eulenspiegel» (1515), „Historia von D. Johann Fausten“ (1587) und das „Lalebuch“ (1597).„Reinke de Vos“, der in hochdeutscher Fassung den Titel „Reineke Fuchs» führt, bildet den Höhepunkt und Abschluß der mittelalterlichen Tierepik. Dasist ein kritisch-satirisches Buch, Dichter unbekannt. Im Mittelpunkt der Dichtung steht der listige und verschlagene Fuchs, der sich wegen seiner unzähligen Betrügereien vor dem Gericht des königlichen Löwen verantworten soll. Durch eine geniale Lügengeschichte gelingt es ihm aber sich wieder zu retten. Er wird gar Kanzler des Reichs und geheimer Berater des Königs. Diese Satire richtet sich vorrangig gegen Feudalismus, Betrug und Geldgier. Die Satire zeigt die Sitten und Bräuche der weltlichen und geistlichen Machthaber, die das Volk ausbeuten. Überall herrschen Korruptheit und Rechtlosigkeit und Geld regiert die Welt. Diese Dichtung war nicht nur in Deutschland populär, sondern auch im Ausland: sie wurde in viele Fremdsprachen übersetzt.

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12. „Till Eulenspiegel“ (1515).

Das in hochdeutscher Fassung veröffentlichte Volksbuch «Till Eulenspiegel“, das allerdings um 1450 irgendwo im norddeutschen Sprachraum entstanden und später verlorengegangen war, ist gleichwie „Reinke de Vos“ eine Gesellschaftssatire, allerdings anderer Art. Einstimmig charakterisiert man den Haupthelden dieser Dichtung, der im 14. Jahrhundert gelebt haben soll und später Legende wurde, als Verkörperung des Volkswitzes und Vertreter aller Besitzlosen. Das Buch setzt sich aus mehr als 100 Schwänken zusammen, deren jeder eine neue Episode aus dem Leben Eulenspiegels darstellt. Seine unerschrockene Lachlust verschont niemanden, er befolgt absichtlich Befehle und Wünsche wörtlich, macht sich über alles lustig, sowohl über die Oberen als auch über die Niedrigstehenden. Borniertheit, Habgier und Unwissenheit sowie andere Schwächen sind Ziel. Viele Dichter der späteren Generationen bearbeiteten den Stoff.


13 „Das Lalebuch“ (Das Schildbürgerbuch).

Das in Elsaß entstandene „Lalebuch“ (1597), das 1598 unter dem Titel „Schildbürgerbuch“ herauskam und heutzutage mehr unter diesem Namen bekannt ist, stellt eine humorvolle Satire auf die bürgerlichen Intellektuellen dar, die, um den Fürsten nicht mehr dienen zu müssen, auf Vernunft und Weisheit verzichten und sich in ein dumpfes dörfliches Gemeinwesen zurückziehen. Ihre Narrenstreiche verüben sie zuerst mit Absicht, allmählich wird es aber ihre Gewohnheit und schließlich zweite Natur. Die Bürger bauen zum Beispiel ein Rathaus und vergessen, Fenster einzubauen. Um dem Übelstand abzuhelfen, versuchen sie mit Säcken Licht hineinzutragen. Das Ende ihres Gemeinwesens sieht tragikomisch aus. Sie versuchen, ein nie vorher gesehenes Tier — eine Katze — einzufangen. Die Katze springt aufs Dach eines Hauses. Die Schildbürger umstellen das Haus und beschließen, das Tier zu verbrennen. Dies tun sie, die Funken greifen aber auf andere Häuser über und die ganze Kleinstadt brennt aus. Die Menschen verstreuen sich in der ganzen Welt. Vielleicht deswegen gebe es so viele Narren in der Welt. Das Buch muss einmal als Kritik an den damaligen feudalen Verhältnissen aufgefasst werden, zum andern zeigt der Autor, dass auch der Verzicht auf auf Vernunft keinen Ausweg bietet.


14. Historia von D. Johann Fausten.

Das Volksbuch vom Doktor Faust war ausschließlich als ein Warnbuch gedacht. Sein unbekannter Verfasser war allem Anschein nach ein orthodoxer Lutheraner, der seine gläubigen Leser von den Gedanken und Taten des legendären umherziehenden Astrologen, Alchemisten, Mathematikers, Faust abhalten wollte. Faust ist eine historisch bezeugte Persönlichkeit. Er war Zeitgenosse Luthers. Der Autor wollte den Nachweis führen, dass das humanistische Streben nach Wahrheit und Erkenntnis gottwidrig und schädlich sei. Am Schluss erzählt der Verfasser vom schrecklichen Ende des neugierigen Mannes, der, um seinen rastlosen Erkenntnisdrang zu stillen, einen Pakt mit dem Teufel auf 24 Jahre schloss. Der Teufel verpflichtete sich, im Laufe dieser Jahre alle Wünsche des Faust zu befriedigen.Trotz der Absicht des Autors wird Faust vom Leser nicht als Sünder aufgenommen, sondern als eine typische Renaissance-Persönlichkeit, die nach Erkenntnis der Wahrheit über Gott, Mensch und Natur strebt.Die bedeutendste Faustdichtung der Welt ist aber ohne Zweifel die zweiteilige Tragödie vonJohann Wolfgang Goethe.



15. Martin Luther als religiöser Reformator und Bibelübersetzer.

Martin Luther, der Sohn eines Bergmanns und später Doktor der Theologie und Professor für Bibelerklärung in Wittenberg, wurde als Initiator des Protestantismus, Vertreter der bürgerlich-gemäßigten Reformation in D. und Bibelübersetzer sowie Verfasser religiöser Gemeindelieder und Fabeldichtert. Von größter Bedeutung war vor allem seine Bibelübersetzung Sie ist wohl die größte literarische Leistung Luthers. Er schuf 41 Gemeindelieder, in denen er dem Leiden, Sehnen und Hoffen des deutschen Volkes dichterischen Ausdruck verlieh. Er widersprach sich selbst. In seinen 95 Thesen trat er entschieden gegen jegliche Mittlerschaft der Kirche zwischen Mensch und Gott auf, im Gefolge der Reformation aber schuf er eine neue Kirche, die später nicht weniger dogmatisch und orthodox als die katholische werden sollte. Als der Große Bauernkrieg ausbrach, ging der große Reformator auf die Seite der Unterdrücker des Volkes über und rief die Fürsten auf, gegen die Aufständischen schonungslos vorzugehen. Mit seiner Bibelübersetzung, seinen Liedern und Fabeln beeinflusste der große Reformator weitgehend die zeitgenössische Literatur.


16. Thomas Müntzer als Führer der Volksreformation.

Die marxistisch-leninistische Literaturgeschichtsschreibung betrachtet er (1490—1525) zu Recht als Vertreter der bäuerlich-plebejischen Volksreformation, als Ideologen des Großen Bauernkrieges, der davon träumte, «das tausendjährige Reich» der Gerechtigkeit und Gleichheit zu errichten. Er war Prediger in Zwickau und in Prag. Zuerst bekannte er sich zur Lehre Luthers, als er aber begriff, dass dieser ein Fürstendiener wurde, kehrte er sich von ihm ab und entwickelte sich zum Fürsprecher und Beschützer der unterdrückten Werktätigen, zum Theoretiker und Organisator der Volksbewegung. Berühmt wurden seine „Fürstenpredigt“, «Ausgedrückte Entblößung des falschen Glaubens», und Manifest an die Allstedter».In der „Fürstenpredigt“ fordert er die Fürsten auf, an die Verbesserung der Lage der werktätigen Menschen zu denken und mit der Ausbeutung des Volkes aufzuhören. In «Ausgedrückte Entblößung…» spricht er von der Notwendigkeit, eine gerechte irdische Lebensordnung zu schaffen. Im «Manifest an die Allstedten“ sagt der Volkstribun den feudalen Machthabern den Kampf an und ruft die bäuerlich-plebejischen Massen zur Einheit auf.