Die phonetische Interferenz

 

Bei der Interferenz ist nicht nur die Phonologie von Bedeutung, sondern auch die Realisierung der Laute im Sprechprozess. Die Hauptunterschiede zwischen dem Deutschen und dem Russischen sind:

- Spannung und Stabilität der Artikulation (stark und stabil im Deutschen und schwach im Russischen)

- Labilität (energisch im Deutschen und schwach im Russischen)

- Vorverlagerung der Zungen im Deutschen und Rückverlagerung im Russischen

- Tiefstellung des Kehlkopfs im Deutschen und Hochstellung im Russischen

 

Diese Besonderheiten bewirkten bestimmte Schattierungen in der Aussprache. Sie bestimmen die Form des Munderesonators beindem Aussprechen der Vokale, so der Kaspanski. Die Konsonanten werden meist an den Alveolen artikuliert, der Vorder- und Mittelzungenrücken ist gesenkt, und die Zungenspitze ist gehoben.

Im Russischen liegt die Zungenspitze an den Schneidezähnen, die Vorderzunge ist gehoben und bildet eine Art Hemmung mit den oberen Vorderzähnen. Der Zungenrücken hebr sich zu dem harten Gaumen und ändert die Form des Mundresonators.

 

Da die Deutsche Sprache geschlossene und offene Vokale besitzt, unterscheidet man fünf Hebungsgraden im Deutschen [i: - i - e: - з - a]. Im Russischen gibt es mur drei Zungenhebungsgrade [и - э - а].

 

  Stimmlosigkeit Progressiv   Regressiv Stimmhaftigkeit Progressiv   Regressiv
Deutsch + +    
Russisch   +   +

Die deutsche Sprache lässt keine gleitende Tendenz zu, deshalb werden der Anglitt und der Abglitt sehr energisch ausgesprochen. Im Russischen ist die gleitende Artikulation normgerecht.

 

• Diese Besonderheiten bestimmen Unterschiede einer Reihe phinetischer erscheinungen. Zum Beispiel, Stimmassimilarion:

 

- Regressive Assimilation nach der Stimmhaftigkeit tritt im Russischen auf (шкаф(в) белый), was im Deutschen unzulässig ist (das Bild)

- Regressive Assimilation nach der Stimmlosigkeit gibt es in den beiden Sprachen (подкова, gibt)

- Fürs Deutsche ist die progressive Assimilation nach der Stimmlosigkeit besonders typisch (tritt da), im Russischen tritt das nicht auf (под деревом).

 

• Die Gemination tritt im Russischen immer bei der Doppelung der Konsonanten, und im Deutschen nur an der Silben- und Morphemgrenze.

• Die Fortisierung und die Aspiration sind im Deutschen viel energischer.

• Unterscheidet sich auch die Wahrnehmung der Lauten bei den Russen (100-8000 Hertz) und bei den Deutschen (100-3000). Das hängt von der Melodik und Frequenz der Laute in der Sprache.